Vorwort

 

Wein ist eines der ältesten Kulturgüter der Welt, und auch eines der schönsten. Seit Jahrtausenden wird in vielen Regionen der Welt Weinbau betrieben, in der Regel unabhängig von politischen Einflüssen, Kriegen und sonstigen Katastrophen. Wein ist, war und bleibt unpolitisch. Diesen Aspekt darf man nicht vergessen, wenn man den Weinbau in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus betrachtet. Warum ich das so betone? Ganz einfach! Weinbau in der Zeit des Nationalsozialismus ist selbstverständlich geprägt durch nationalsozialistische Politik. Weinbaupolitik. Die Weinbaupolitik nimmt Einfluss und gestaltet den Rahmen der Weinproduktion und des Weinabsatzes. So ist das heute auch noch. Nationalsozialistische Weinbaupolitik ist selbstverständlich auch geprägt durch nationalsozialistische Ideologie, beispielsweise die „Blut-und-Boden-Ideologie“. Der Weinbau in Deutschland von 1933 bis 1945 hat allerdings wenig bis gar nichts mit Massenvernichtung, Kriegstreibern und Rassenfanatikern zu tun. Die Rahmenbedingungen werden von der Politik gemacht, das Produkt ist unpolitisch.

 

Zugegeben, diese Trennung erscheint im ersten Moment sehr schwierig. Diese dunkelste Zeit deutscher Geschichte ist nun einmal untrennbar mit Massenmord, Krieg und Tragödien verbunden. Völlig zu Recht. Da fällt eine differenzierte Betrachtung einer so unwichtigen Sache wie „Wein“ nicht wirklich leicht. Im vorliegenden Buch ist dies allerdings vortrefflich gelungen.

 

Bei der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 war die deutsche Wein­wirtschaft weitestgehend am Boden. Zu den Olympischen Spielen 1936 hatte sich diese Situation völlig verändert. In nur drei Jahren fand ein „Gesundungs­prozess“ statt, beruhend auf zahlreichen Maßnahmen in fast allen weinbaulichen Bereichen, inklusive der Vermarktung. Dieses Phänomen ist ein wichtiger Bestandteil des vorliegenden Buches.

 

Bei der Lektüre des Buches wird sehr schnell klar, wie tief greifend und lang anhaltend diverse weinbaupolitische Maßnahmen der Nationalsozialisten waren. Einige waren bekannt, manches dürfte für viele Leser absolut neu sein. Vieles bleibt sicherlich immer noch unerforscht und schwer recherchierbar. Wie über­haupt die Recherchen zu diesem Buch einen enormen Aufwand für die beiden Autoren dargestellt haben.

 

Bisher gab es leider keine umfassende Publikation zu diesem Thema. Über die Gründe hierfür kann man nur spekulieren. Das Thema ist sicherlich heikel, gar keine Frage. Dennoch ist es wichtig und wert, endlich bearbeitet zu werden. Aus diesem Grund kann man vor den beiden Autoren nur den Hut ziehen und ihnen den größten Respekt zollen.

 

Gau-Odernheim/Königsmühle, im Sommer 2010

                                                                                Dirk Würtz
                                                                                Weinmacher

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