Prolog

 

„Vom Fischer und seiner Frau“ ist ein plattdeutsches Märchen, das von Philipp Otto Runge, einem bedeutenden deutschen Maler der Frühromantik (*1777 in Wolgast, † 1810 in Hamburg), aufgeschrieben wurde. Die Brüder Grimm nahmen es an 19. Stelle in ihre Sammlung der Kinder- und Hausmärchen auf. Somit gehört es zu den Grimms Märchen, wenngleich Philipp Otto Runge der Beiträger war.

 

Es war etwa 1967 oder 1968 als wir es im Gauß-Gymnasium in Worms im Fach Deutsch behandelten. Ein Studienreferendar aus Norddeutschland las es uns vor, davon einige Passagen des Märchens auf platt­deutsch. Da wir Schüler dies nicht so gut verstanden, übersetzte er uns diese Passagen ins Hochdeutsche. Danach mussten wir das Märchen schriftlich nacherzählen. Der Studienreferendar meinte dann noch: „Wer will, kann dies in Wormser Mundart tun.“ Da ich damals schon besser Mundart als Hochdeutsch sprach, entschied ich mich, dieses Märchen in meinem heimischen Dialekt nachzuerzählen. Es war somit wohl das erste Mal, dass ich etwas in Mundart schrieb – quasi eine Premiere. Wir Schüler mussten dann diese Nacherzählung abgeben, denn sie sollte benotet werden. Ich war sehr gespannt, welche Note ich hierzu bekam. Der norddeutsche Studienreferendar verstand allerdings herzlich wenig von meiner Mundartversion. Wie sollte er es dann benoten? Er gab es daher einem anderen Studienreferendar, der aus Worms stammte, zur Begutachtung. Der las es wohl grinsend durch und meinte: „Ganz gut“. Letztlich bekam ich hierfür die Note 2 und hatte mich sogar im Fach Deutsch etwas verbessert.

 

In der Vorweihnachtszeit im letzten Jahr war das besagte Märchen im Fernsehen zu sehen – und so erinnerte ich mich, dass das damals mein erstes Mundartwerk war, mit dem ich sogar meine Deutschnote verbesserte.

 

Ich hatte sofort die Idee, dass man aus diesem Märchen eine rheinhessische Version machen könnte. Gesagt – getan. Diese ist hier nachzulesen – auf Hochdeutsch und in rheinhessischer Mundart gereimt. Doch diesmal muss kein Studienreferendar dies benoten.

 

Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre.

 

Worms, im August 2019

Hartmut Keil

 

PS 1:  Die mundartliche Schreibweise lehnt sich weit­gehend an die deutsche Rechtschreibung an und orientiert sich am „Rheinhessischen Mundart-Lexikon“ (ISBN 978-3-937782-83-6). „Es werd also so gschriwwe/geschribbe, wie mer’s babbeld.“ Der Nasallaut a – wie im franz. Vornamen Jean – wurde als ã geschrieben.

 

PS 2:    Empfehlung: Mundart liest man am besten laut!

 

 

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Vorwort von Adolf Kessel, Oberbürgermeister der Stadt Worms

 

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